Ludwig Bechstein - Sage Rabundus`Rose
Im Chorgestühle des Domes zu Lübeck
an der Nordseite wird noch des Domherrn Rabundus Sitz gezeigt.
Lange ging die Sage, daß, wenn ein Domherr
daselbst sterben sollte, so finde er auf seinein Stuhlkissen eine
weiße Rose. Welcher Domherr diese Rose fand, der bestellte
sein Haus und bereitete sich in frommer Stille zum seligen Heimgang
vor. Nun war unter den Domherren einer des Namens Rabundus, der fand
eines Morgens die Rose auf seinem Sitz; er hatte aber noch nicht
Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, hatte noch viele Geschäfte,
nahm daher die Rose und warf sie schnell auf seines Nachbars Sitz,
des Domherrn Konrad Barner von Moisling. Da dieser kam und die Rose
fand, erschrak er aufs heftigste, und nach drei Tagen war er tot.
Rabundus aber nahm sich seine böse Tat zu Herzen, und da er
sein Ende nahe fühlte, bekannte er sie seinem Beichtiger und schwur,
daß er künftig durch ein anderes Zeichen den nahen Tod eines
Domherrn verkündigen wolle. Und also geschah es.
Als Rabundus nicht lange nachher verstorben
war und wiederum der Tod eines andern Domherrn bevorstand, tat es
unter seinem Grabstein drei Klopfer, die klangen Donnerschlägen
gleich. Darum ward auf Rabundi Grabstein auch eine Keule angebracht
und die Inschrift:
Pulsibus
in duris do signum morituris.
Und dieses Klopfen ist hernachmals gehört
worden, solange in Lübeck Domherren lebten. Die Schläge
krachten wenig gelinder, als wenn das Wetter einschlug, oder wie
Kartaunenschüsse, und beim dritten Schlag lief der Knall über
dem Gewölbe der ganzen Kirche der Länge nach durch, daß
man glauben mochte, es würde das ganze Gebäu zusammenkrachen
und -prasseln. Einmal geschahe dergleichen sogar mitten unter der
Hauptpredigt, daß die Menschen aus der Kirche eilen wollten, aber
der Prediger blieb fest auf seiner Kanzel und ermahnte die Menge, sich
von einem Teufelsgespenst nicht schrecken zu lassen.
(gefunden bei: .sagen.at/)
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