Eine Waldfrau hatte einen armen Waisenjungen,
der sich verirrt hatte,
mitleidig in ihr Haus genommen und
pflegte ihn wie eine rechte Mutter.
Als er groß war, sagte er eines Tages:
"Mutter, ich muß fort, ich will das
Rosenmädchen suchen!"
"Das ist weit, mein Sohn, und wenn du auch
dahin gelangen solltest,
so wirst du es dennoch schwer erwerben,
denn es wird von einem Drachen bewacht!"
Der Knabe ließ sich aber nicht länger
halten; da gab ihm seine Mutter eine Schelle und sprach:
„Wenn du etwas wünschest, so läute
damit!"
Nun ging er lange, lange fort und kam nur
einmal zu einem großen Bienenschwarm
und fragte die Bienenmutter, ob sie nicht
wisse,
wo das Rosenmädchen wohne.
Das wisse sie nicht, sagte sie, aber sie könne
es bald erfahren;
und damit schickte sie alle Bienen aus, um
Kundschaft einzuziehen.
Sie kamen zurück und wußten keine
Nachricht.
Da zählte sie die Bienenmutter, und es
fehlte eine.
Endlich kam auch die; sie war auf dem Wege
lahm geworden
und brachte erwünschte Botschaft,
denn sie war gerade bei dem Rosenmädchen
gewesen.
Da mußte diese dem Knaben den Weg zeigen.
Sie führte ihn über eine große,
große Wiese,
und sie kamen dann an einen Wald.
Am Ende des Waldes wohnte das Rosenmädchen
in einem großen Schloß.
Der Knabe verdingte sich nun da als Gänsejunge
und weidete immer in der Nähe des Garten.
Hier sah er das Rosenmädchen jeden Tag,
wie es unter den Blumen wandelte,
und es war sehr schön.
Da hörte er, das Rosenmädchen fahre
jeden Abend in die Stadt zum Ball.
Als es Abend wurde, nahm er seine Schelle
und läutete.
Da stand vor ihm ein kupfernes Roß bereit,
und daneben lag ein kupferner Mantel;
sogleich legte er den Mantel um, setzte sich
auf und zog in die Stadt.
Auf dem Balle ging er stets mit dem Rosenmädchen,
und das hatte seine Freude an dem schönen
Jungen.
Noch ehe der Ball aus war,
machte er sich heimlich fort,
setzte sich auf sein Roß und ritt heim.
Das Rosenmädchen erzählte seiner
Mutter
von dem schönen Jungen im kupfernen Mantel;
dieser aber hütete schon wieder als armer
Hirtenknabe die Gänse
und blickte nur verstohlen in den Blumengarten.
Den folgenden Abend zog das Rosenmädchen
wieder zum Ball;
der Hirtenjunge schellte abermals, und ein
silbernes Roß stand gleich bereit,
und ein silberner Mantel lag daneben.
Er warf den Mantel um und zog in die Stadt
auf den Ball;
hier sprach er wieder die ganze Zeit mit dem
Rosenmädchen,
und das hatte seine Freude daran.
Noch ehe der Ball aus war, eilte er hinaus,
setzte sich auf sein Roß und flog fort.
Am folgenden Morgen erzählte das Rosenmädchen
abermals seiner Mutter von dem schönen
Jungen,
wie er jetzt mit einem silbernen Mantel bekleidet
gewesen.
Dieser aber hütete wieder die Gänse
und blickte verstohlen in den Blumengarten.
Die Mutter war begierig, den schönen
Jungen kennenzulernen,
und fragte ihre Tochter, ob sie ihn denn nicht
gezeichnet hätte.
Das Rosenmädchen sagte: „Nein!"
"So nimm denn zum nächstenmal ein wenig
Pech mit,
und wenn er mit dir tanzt,
so wickle es ihm ins Haar."
Am Abend fuhr das Rosenmädchen wieder
auf den Ball und nahm Pech mit.
Der Hirtenjunge holte seine Schelle hervor
und läutete.
Da stand ein goldnes Pferd bereit, und ein
goldner Mantel lag daneben.
Er hüllte sich schnell in den Mantel,
schwang sich aufs Roß
und war bald in der Stadt.
Auf dem Ball ging er gleich wieder zum Rosenmädchen
und tanzte mit ihm;
da wickelte es ihm ein wenig Pech ins Haar.
Als der Ball zu Ende ging, eilte er hinaus,
schwang sich auf sein Roß
und war bald daheim.
Am Morgen erzählte das Rosenmädchen
wieder seiner Mutter
von dem schönen Jungen,
wie er jetzt in einen goldnen Mantel gehüllt
gewesen
und wie sie ihm während des Tanzes Pech
ins Haar gewickelt habe.
Der Gänsejunge sah wieder verstohlen
durch die Gartenhecke.
Wie er aber gegen Mittag nach Hause kam,
sah das Mädchen ihn lange an und merkte,
daß das Haar verstrauft war.
"Du bist unser Retter!" rief sie endlich voll
Freude.
"Das will ich gerne sein!" rief der Junge.
Die Mutter sprach:
"Auf denn, daß wir entfliehen, noch
schläft der Drache;
erwacht er aber bald, so sind wir verloren!"
Da ging der Hirtenjunge hinaus und schellte
dreimal:
sogleich stand das kupferne, silberne und
goldne Pferd bereit.
Das Rosenmädchen setzte er auf das goldne
und legte ihr den goldnen Mantel um,
die Mutter auf das silberne und gab ihr den
silbernen Mantel;
er schwang sich auf das kupferne und hüllte
sich in den kupfernen Mantel,
und jetzt sprengten sie zusammen fort.
Im Schlosse aber lag ein mächtiges Faß
mit drei eisernen Reifen.
Darin schlief der Drache seinen Jahresschlaf.
Der war gerade zu Ende.
Nur einmal sprang ein Reif, bald sprang der
zweite
und der dritte und krachte jedesmal so gewaltig
wie ein Donnerschlag.
Jetzt rieb sich der Drache die Augen und sah
um sich.
„Wo ist mein Rosenmädchen ?"
Aber es antwortete niemand.
Da sprang er auf und sah in allen Zimmern
nach und im Garten,
und es war niemand da;
nun eilte er in den Stall,
nahm seinen Fohlenhengst, schwang sich auf
denselben und sprach:
„Nun trage mich flugs zum Räuber hin!"
Es dauerte nicht lange, so hatte er die Fliehenden
erreicht.
Sie waren gleich wie auf der Stelle gebannt
und konnten nicht weiter.
Da sprach der Drache:
"Ich könnte dich, du kleiner Erdenwurm,
zerschmettern,
allein das brächte mir wenig Ruhm!"
Da nahm er dem Knaben die Schelle, die drei
Rosse,
das goldne und silberne mit dem Rosenmädchen
und seiner Mutter und zog zurück.
Noch sah er einmal zurück und höhnte
den Knaben:
"Du könntest das Rosenmädchen wohl
erlösen, wenn du ein Roß,
wie ich, von meiner Mutter bekämest;
allein das wird nie und nimmer geschehen!"
Damit zog er heim und legte sich wieder in
sein Faß zum Jahresschlaf,
und die eisernen Ringe legten sich von selbst
darum.
Das Rosenmädchen und seine Mutter waren
nun wieder einsam;
es pflegte am Tage die Blumen,
und abends zog es nicht mehr auf den Ball,
sondern dachte immer an seinen Retter.
Der Knabe aber ging immerfort und suchte die
Mutter des Drachen.
Da sah er einen Raben, der hatte sich in ein
Netz verstrickt;
der bat den Knaben, er möge ihm heraushelfen,
er werde ihm's einmal vergelten.
Der Knabe machte ihn frei, und der Vogel flog
fort.
Wie er weiter kam, sah ihn ein Fuchs,
der steckte in einer Falle und konnte nicht
fortkommen.
„Hilf mir!" sprach dieser, „ich will dir's
vergelten!"
Der Junge machte ihn frei, und der Fuchs lief
in den Wald.
Da kam der Knabe zum Meeresufer,
und hier zappelte ein großer Fisch auf
dem Trocknen.
„Setze mich ins Wasser! ich will dir's vergelten!"
Der Knabe tat es, und bald sah er ein Häuschen
im Wald;
hier wohnte die Mutter des Drachen.
Er ging hinein und fragte, ob sie ihn in den
Dienst nehmen wolle.
"Ei, jawohl, du sollst mir meine Stute hüten!
Was soll ich dir geben aufs Jahr" sprach die Alte.
"Nur ein Füllen!" sagte der Knabe.
"Es sei!" erwiderte die Alte,
"bringst du mir aber abends die Stute einmal
nicht heim,
so ist es mit deinem Leben am Ende."
Die Hexe hatte schon viele in den Dienst genommen
und hatte alle umgebracht.
Da zog am Morgen der Knabe mit der Stute aufs
Feld;
bald aber war sie aus seinen Augen,
und er suchte sie bis gegen Abend und konnte
sie nicht finden.
Da sah er den Vogel und sprach:
"Hilf mir, wenn du kannst", und erzählte
ihm, was ihn bekümmere.
Da sagte der Rabe gleich:
"Die Stute ist in den Wolken und hat gefüllent,
komm, setze dich auf meinen Hals, ich führe
dich hin!"
Das tat er denn und brachte so die Stute und
das Füllen nach Hause,
und die Alte verwunderte sich.
Am folgenden Morgen, wie er sie hinaustrieb,
ging es ihm wieder so;
die Stute war mit dem Füllen auf einmal
verschwunden,
und er suchte sie bis gegen Abend und konnte
sie nicht finden.
Da traf er den Fuchs und klagte ihm seine
Not.
Der Fuchs sprach gleich:
"Sie ist in der Berghöhle und hat da
gefüllent, komm,
setze dich auf meinen Schwanz,
ich will dich hinführen!"
Das tat er, und nun kam er durch ein Fuchsloch
in die Höhle
und trieb die Stute und die zwei Füllen
nach Hause.
Die Hexe machte wieder große Augen.
Am dritten Tage, wie er die Stute und die
zwei Füllen austrieb,
waren sie gleich wieder vor seinen Augen verschwunden;
er suchte sie bis gegen den Abend und fand
sie nicht.
Da kam er auch ans Meer und sah betrübt
ins Wasser.
Nur einmal kam der große Fisch herauf
geschwommen
und fragte ihn, warum er so traurig sei,
und der Knabe erzählte seine Not.
"Sie ist auf dem Meeresgrunde und hat da gefüllent;
ich will dich aber gleich hinführen!"
Da nahm ihn der Fisch in seinen Mund und führte
ihn hinab,
und so trieb er die Stute und die drei Füllen
nach Hause.
Die Alte verwunderte sich und wußte
nicht, wie das zuginge.
Sie konnte nun die Stute und die Füllen
nirgends mehr verbergen,
und so weidete sie der Knabe auf dem Felde,
bis das Jahr um war.
Da sagte sie:
"Jetzt wähle dir ein Füllen!" und
er nahm sich das älteste;
das war eine schöne Stute geworden.
Darauf ritt er hin, um das Rosenmädchen
zu befreien.
Kaum war er in der Nähe, so fing seine
Stute an zu wiehern.
Das hörte der Fohlenhengst des Drachen
im Stall und fing auch an zu wiehern und zu stampfen,
daß alles erbebte.
Darüber erwachte der Drache im Fasse,
denn es war auch das Jahr gerade zu Ende.
Die drei Reifen sprangen mit großem
Knall nacheinander ab;
er hörte das Wiehern, sprang auf und
lief in den Stall.
Aber der Fohlenhengst hatte sich schon losgerissen
und wollte zur Stute laufen.
Da faßte ihn der Drache an den Mähnen
und schwang sich auf seinen Rücken und
wollte ihn bändigen;
der aber bäumte sich gewaltig;
der Drache stürzte herunter, und nun
zerstampfte ihn der wilde Hengst unter seinen Füßen,
daß er gleich tot war. Dann sprengte
er über die Schloßmauer und lief der Stute nach.
Als aber der Knabe am Schlosse ngelangt war,
sprang er gleich ab
und stieg über die Gartenhecke hinüber
und grüßte und empfing das Rosenmädchen.
Seine Stute war gleich umgekehrt und lief
zur Alten zurück
und der Fohlenhengst hinter ihr her und konnte
sie nicht erreichen,
bis sie bei der alten Stute und den beiden
andern Füllen war.
Der Knabe war nun Herr vom Schloß und
hatte auch seine Schelle und die drei Wunderrosse wieder.
Darauf hielt er Hochzeit mit dem Rosenmädchen
und lebte herrlich und in Frieden.
(gefunden bei: sagen.at)
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