|  |
Herrmann-Neisse, Max (1886-1941)
Die Rose für den Dichter
Sie wagte durch den ganzen Saal zu schreiten,
sie dachte: Alle blicken auf mich hin
und sehn, wie töricht ich errötet bin -
was ahnen sie von meinen Seligkeiten!
Sie legte linkisch eine Rose nieder
neben die Kerze auf den leeren Tisch
und fand auf ihren Platz nachtwandlerisch
und saß, als wäre nichts geschehn, schon wieder.
Und alles schwieg. Nun stand der Dichter oben
und fing zu sprechen an, daß die Musik
klingender Verse wie ein Springbrunn stieg,
im Silberstrahl zum Himmel aufgehoben.
Er stand in ihrem Glanze, sie verschönten
sein aufgetanes Alltags-Angesicht.
Er sah den Saal und seine Menschen nicht
im Rausch der Strophen, die ihn groß umtönten.
Sie tönten noch, als er von seinem Blatte
aufblickte und der Beifall ihn umfing.
Er wußte nicht, als er vom Podium ging,
daß er in seiner Hand die Rose hatte.
Erst nachts in seinem heimatlosen Zimmer
hat er das göttliche Geschenk erkannt.
Und immer auf dem Tisch die Rose stand
in unverwelklichem, weltfremdem Schimmer.
|
Geschenktipps: 4 Ordnerrückenschilder Motiv Rose
Geschirrtuch m. Rosenmotiv
Home / zurück nach oben Besuchen Sie auch:
GartenLiteratur Zauberpflanzen Veilchenhomepage Schneeglöckchenhomepage Gartenlinksammlung Facebook Text und Design: Maria Mail-Brandt URL: www.welt-der-rosen.de |