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Rilke, Rainer Maria (4.12.1875-29.12.1926)
Grabspruch - Rilke als Rosenfreund
Rainer Maria Rilke wurde am 4. Dezember 1875 in Prag geboren. Seine
Kindheit und Jugend verbrachte er - nicht sehr glücklich - in Prag und studierte Literatur, Kunstgeschichte, Philosophie in Prag und München.
1897 begegnete er Lou Andreas-Salomé (1861-1937), mit der
er 1899/1900 nach Rußland reiste. Die intensive Bezihung dauerte
zwar nur bis 1899, doch auch darüberhinaus blieben sie freundschaftlich verbunden
und Lou, die sich 1912/13 bei Sigmund Freud als Analytikerin ausbilden
ließ, vermittelte Rilke seine Kenntnisse der Psychoanalyse.
1900 ließ er sich in der Malerkolonie Worpswede nieder und
heiratete die Bildhauerin Clara Westhoff (1878-1954). Im Dezember
1901 wurde die gemeinsame Tochter Ruth (1901-1972) geboren. Auch
diese Beziehung scheiterte - 1902 trennte sich das Paar.
Rilke ging auf Anraten seiner Frau, die 1899/1900 als Schülerin im Atelier Rodins gearbeitet hatte, nach Paris. Dort wollte er eine Monografie über den sehr viel älteren Bildhauer Auguste Rodin schreiben, der sich auf dem Gipfel seines Ruhmes befand. Er bewunderte dessen Geduld, die unermüdliche Arbeit und er lernte von ihm. Denn dieser Mann, der zur Vaterfigur in Rilkes Leben wurde, war es, der ihn in den Pariser Zoo schickte mit der Aufgabe, genau zu beobachten - hier entsteht eines seiner ersten Gedichte: Der Panther. Rilkes Arbeitsweise änderte sich unter dem Einfluß Rodins. Ende März 1903 erschien Rilkes Rodin-Monographie bei Julius Bard in Berlin, er verließ Paris, kehrte aber dann 1905 zurück, nachdem er von Rodin gebeten worden war, den Posten des Sekretärs - erst in Meudon, dann in Paris in der Villa Biron, zu übernehmen.
Aus dieser Zeit gibt es eine "rosige" Episode zu erzählen:
Gemeinsam mit einer jungen Französin
kam er um die Mittagszeit an einem Platz vorbei,
an dem eine Bettlerin saß und um Geld bat. Sie hielt
sich immer am gleichen Ort auf
und nahm die Almosen entgegen, ohne auch nur einen Blick auf
die Geber zu verschwenden.
Rilke gab ihr nie etwas, während seine Begleiterin der
Frau öfters Geld gab.
Als die Französin eines Tages fragte, warum Rilke der
Frau nie etwa gebe, erhielt sie zur Antwort, daß man ihrem
Herzen und nicht ihrer Hand etwas schenken solle.
Einige Tage darauf brachte Rilke der Bettlerin eine schöne,
frisch erblühte Rose
und legte sie in die um Almosen bittende Hand.
Da geschah etwas Unerwartetes:
Die Bettlerin blickte zu dem Geber auf , erhob sich mühsam
vom Boden und ging mit der Rose davon. Eine Woche war die Bettlerin nicht
mehr zu sehen. Dann saß sie wieder wie zuvor an ihrem gewohnten
Platz und wandte sich weder mit einem Blick noch mit einem Wort an
ihre Geber. Auf die Frage der Französin, wovon die Frau während
der Zeit, in der sie keine Almosen erhalten habe, gelebt habe,
antwortete sie Rilke:
"Von der Rose"
(aus: Schöne Geschenk-Geschichten für
Rosenfreunde, Herder Freiburg 1996)
1910 vollendete Rilke in Paris den Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge". 1911 - 1912 Aufenthalt Rilkes auf dem Schloss Duino der Gräfin Marie von Thurn und Taxis bei Triest. 1916
musste Rlke in Wien eine militärische Grundausbildung absolvieren
- ein traumatisches Erlebnis, das ihn für längere Zeit unfähig
machte, zu schreiben. Im Sommer 1921 fand er im Schlossturm von Muzot,
(Chateau de Muzot), in der Nähe von Sierre im Kanton Wallis seine
endgültige Wohnstätte, die Rilkes Mäzen Werner Reinhart
(1884-1951) ihm ab Mai 1922 mietfrei überließ.
Ab 1923 musste Rilke mehrmals für längere Zeit in
ein Sanatorium.
Rilke war ein großer Rosenfreund. La France und Mrs. John Laing sollen die Lieblingsrosen des Dichters gewesen sein. Es wird erzählt, daß er, nachdem er sich in seinem Garten beim Rosenschneiden verletzt hatte, an Leukämie erkrankte und daß es für ihn als großer Rosenfreund ein tröstlicher Gedanke gewesen sei, daß sein Leiden von einem Rosendorn herrührte.
Rilke starb am 29.12.1926 im Sanatorium
Val-Mont bei Montreux. Auf dem Friedhof des Bergdorfes Raron in der Schweiz
steht auf seinem Grabstein die von ihm in seinem Testament vom 27. Oktober
1925 festgelegte Inschrift, Grabspruch.
Grabspruch
Rose,
oh reiner
Widerspruch,
Lust,
Niemandes
Schlaf
zu sein
unter soviel
Lidern.
Erläuterung zum Grabspruch
Die Rose mit ihren vielen Lidern, d. h. mit ihren wunderbaren, zart
duftenden Blütenblättern lädt zum Schlaf, zur Ruhe, zur
Erlösung völlig ein. Sie ist nach dieser Seite das Sinnbild der
Sehnsucht nach Friede und Erlösung. Nun ist sie aber in ihrer
Pracht auch das Sinnbild der Kraft, des Lebens; sodaß es ihre Lust
ist, niemandes Schlaf zu sein. In ihr liegt also Spannung von Zartheit
und Kraft; in diesem Sinne wird sie als reiner Widerspruch bezeichnet.
Vielleicht darf man sagen, daß in diesem wunderbaren Gebilde der
Rose die Spannung unseres Lebens zwischen Sehnsucht nach Ruhe und
Trieb zur Fülle des Lebens sinnbildlich gelöst erscheine".
(Willi Nef im Schweizer Rosenblatt 12/1971)
Kordes widmete 1970 Rilke mit dem Synonym-Namen
'Rainer Maria Rilke eine Floribunda.
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